LiteraTurnier mit Frauenromanen – Wirklich?

Am Mittwoch, 26.11., ging das vom Förderverein und Bücher Beckmann präsentierte 33. LiteraTurnier gut gelaunt über die Bühne des Wohnzimmers der Bücherei. Dieter Vatheuer moderierte den Bücherstreit der vier Protagonisten und dachte über Anne Handorfs Roman „Es könnte so einfach sein“, er könne gut gelaunt durch den Tag gehen. Doch Ludger Burmann meinte trocken, könne man nicht. Das Buch sei langatmig und verwirrend durch Zeitsprünge. Hartmut Marks „pfefferte“ es gar nach wenigen Seiten in die Ecke. Magnus See hatte immerhin Verständnis für die Protagonistin, die vor leeren Buchseiten sitzt, die sie versprochen hatte, innerhalb von vier Wochen, bis Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin würde, zu füllen. Ob da wohl eigene Erfahrungen mitspielten ;-)? Lediglich Liane Jäger fand es lesenswert, schätzte sie doch den Appell an Frauen, für sich einzustehen.

Bude, Munk und Wielands „Transit 64“ fand mehr Anklang bei den vier Protagonisten des LiteraTurniers. Adjektive wie wunderschön und lustig kamen über Hartmut Marks Lippen, und die Illustrationen machten „einfach Spaß“. Marks erzählte von Egon Bahr als Influencer Willy Brandts, der vorschlug Marlene Dietrich zur Bundespräsidentin zu machen. Diese willigte angeblich sogar ein, sie wolle dann pünktlich am „Set“ erscheinen. Liane Jäger fand das Buch ebenso lesenswert, weil es auch Hintergrundwissen zur damaligen „piefigen“ BRD gebe. Doch Magnus See warf ein, dass dieses Wissen interessanterweise mit heutigem Vokabular vermittelt werde, während Ludger Burmann sich fragte, was mit Marlene Dietrich als Präsidentin aus Deutschland geworden wäre, vor allem, da sie bei ihrem Erscheinen in Deuschland mit „go home“ Rufen bedacht wurde.

Hubertus Waterhues übernahm von Magnus See Julia Engelmanns Debütroman „Himmel ohne Ende“ und betitelte ihn mit „brilliant“. Sie beschreibt die innere Zerrissenheit des Erwachsenwerdens aus Mädchenperspektive zwischen der Angst, zu scheitern und gleichzeitig etwas zu verpassen. Dies, so befand Liane Jäger, spiegele das Titelbild des Buches eindrucksvoll wider und trotz ihrer Skepsis eines coming of age Romans empfand sie ihn als berührend und einfühlsam erzählt. Auch Ludger Burmann erkannte sein junges Selbst darin wieder, was Vatheuer zur Belustigung des Publikums zu der Bemerkung veranlasste „Ah, weil du ein Mädchen warst?“ Doch zeige der Roman eindrücklich, wie Freundschaft helfen könne, durch kritische Lebensphasen hindurchzugelangen. Denn „Freunde sind Gottes Entschuldigung für Verwandte.“, so Marks.

In „Alles wird GLUT“ von Christian Dürnberger gibt es laut Liane Jäger eine unerwartete Wendung, die sehr politisch wird, nachdem eine junge Frau sich auf einer einsamen Landstraße im Sinne der Klimakleber festgeklebt hat. „Sieht der mich?“, fragt sie sich, als ein Trecker auf sie zufährt. „Kurios“, was am Ende rauskommt, so auch Burmann. Aber sie schafften es, das Ende für sich zu behalten. Und bei aller Spannung habe der Roman einen wertschätzenden Humor, findet Waterhues.

In der Pause gab es eine Schätzfrage für das Publikum mit tollen Preisen, wie von Tamina Kallert signierten Büchern und Solebad-Gutscheine. Zudem wurden diesmal die Zuschauenden befragt, es gab am Ende eine Ampel-Leseabstimmung. „Alles wird Glut“ und „Himmel ohne Ende“ erreichten Grün, „Transit 64“ eher Gelb und „Es könnte so einfach sein“ eher Rot. Doch natürlich waren die Meinungen gemischt und wer möchte, kann sich bei Bücher Beckmann ja noch persönlich beraten lassen.

 

 

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